Diese Literaturproben sind bewusst kurz gehalten, damit sich Lesende vor Ort an der Sprache der Autoren weiden können. Die Leseproben auf dieser Seite unterliegen dem Copyright-Recht der Autoren.
PETRA LÖTSCHERT
Das schöne Märchen vom Tod Kurzgeschichte aus “ Unterwegs mit Herrn Mors“
„Alle reden vom Tod. Manche denken an ein Aus. Unsinn. Der Tod ist etwas Besonderes. Er hat kein Alter. Er ist klug. Irgendwie stellen sich die meisten ihn als Mann vor im schwarzen Umhang oder dem alten Tchibo-Hut. Der Tod Ist kein Feind, er ist eher ein Freund und meint es gut. Er hat schon manchen aus seinem persönlichen Schlamassel befreit.
Früher trug er vielleicht eine Wallemantel aus großem Stück Stoff. Heute trägt er einen schicken Anzug. Manchmal trägt er sogar einen Hut wie ein Tanguero. Der Mann hat Stil. Meine Oma meldete sich aus dem Himmel und sagte, er habe eine sonore Stimme, schöne Hände mit sauberen Fingernägeln. Was will Mann, Frau mehr. Der Tod ist akkurat.
Opa berichtete mir aus dem fernen All, wo er gelandet ist, dass Herr Tod, Herr Mors ein Mann um die 40, ihn mit seinem Flugobjekt abgeholt hätte. Schöner als der Jaguar E-Type. Ein fliegendes Rennauto sei es gewesen. Von wegen Leichenwagen.
Und es hätte ihm ein Vergnügen bereitet mit diesem Herrn davon zu fahren. Es lief gute Jazz-Musik im Auto – er erinnerte sich an Chet Baker, Miles Davis. Ja, stell du selbst mal wieder so gute Musik an und swinge den schönen Melodien hinterher.
Du, der Tod ist ein Freund. Er ist offen für jedes Geheimnis von dir. Manchmal gibt er sogar seinen Senf dazu. Er hat schon viele abgeholt, vieles gesehen und gehört in der ganzen Welt. Er kann alle Sprachen sprechen. Und er lächelt gerne. Ist er nun ein Depp oder nur ein guter Kerl? …“
Wissenschaftliches Essay über die biochemische Wissenschaft der Verliebtheit
Ein Auszug: „… Allen Regungen des Verliebtseins, sprich Limerenz liegen neuro-endokrine Prozesse des Zwischenhirns und der Hypophyse zugrunde. Lustmomente kreieren sich aus einem Mix an Botenstoffen. Dopamine steuern Euphorie, Adrenalin Aufregung. Rauschartige Glückmomente schaffen Endorphine und Cortisole. Sexuelle Lust bauen Testosterone. Wer hätte das gedacht, bei der Liebe steigt Testosteron bei Frauen, sinkt jedoch bei Männern.
Sexualduftstoffe aus Schweißdrüsen, sogenannte Pheromone, wie man sie von Motten-fallen kennt, erhöhen den Serotoninspiegel. Wir segeln auf Wolke Sieben davon.
Sinkt der Serotoninspiegel jedoch ab, weil sich das Objekt der Begierde nicht mehr zeigt, abgereist ist, weist jener Zustand Ähnlichkeit von psychischen Leiden auf. Rauschstoffe werden nicht mehr produziert, Verzweiflung kommt auf. Irrationale Handlungen sind dabei keine Seltenheit. Der neurobiologische Zustand hält laut Wissenschaft 24-36 Monate an.
Danach beendet das Hirn aufgrund chronischer Belastung den sensorischen „Rauschzustand“. Die Hormonproduktion wird vorerst eingestellt. Manch einer ist jedoch nur in diesen Zustand verliebt und stürzt sich in eine neue Affäre. So einfach ist das mit den eigenen Drogen. Die wahre Liebe ist das vermutlich nicht. …“
Sozialkritische Satiren, Gedichte zu Eros, Natur, Tages- wie Weltpolitik … erschienen bei tredition Hamburg – erhältlich online über Amazon, den Buchhandel. „Lyrik für die Ewigkeit“, „Schwingen halten die Welt“, „Von der Vermessung der Künste“, „Die Weltumarmung“
JAN MICHAELIS
Romanauszug, Gedicht
„… Als die Vorführung zu Ende war, schwärmten Anne und Herbert: „Ein großartiger Film.“ Sie waren beide tief beeindruckt von diesem englischen Film und konnten sich gar nicht beruhigen, deswegen gingen sie danach noch im Park des Spee’schen Palais spazieren. Er lag ganz roman[1]tisch im Mondschein mit den schweren Bastionsmauern und den 140 Jahre alten Platanen. Es war für Anne und Herbert, als würden sie im Film weitergehen: Der Blick in die Bäckergasse war wie ein Blick zurück in die Vergangenheit. Die beiden Spaziergänger ließen ihrer Fantasie freien Lauf. Bäckerstraße und Orangeriestraße sowie Maxplatz bildeten die Kulisse für eine Zeitreise in die Zeit der Herrschaft von Jan Wellem, der ein Zeitgenosse von August dem Starken war. August wurde 1670 in Dresden geboren, war Kurfürst von Sachsen und schließlich polnischer König, bevor er 1733 starb. August war ein absolutistischer Herrscher, der Prunk und Pracht liebte und den Barock prägte. Jan Wellem, dessen Reiterstandbild auf dem Marktplatz in der Altstadt steht, hatte es ihm gleich getan. …“
Mordbrücke“ Kriminalroman von Jan Michaelis, sonderpunkt Verlag, 2020
ANDREAS NIGGEMEIER
Interview-Auszug, Gedicht
„Wie verbringst du deine Zeit am liebsten, wenn du nicht arbeitest?
Vielfältig, aber am liebsten draußen in der Natur und dann am Wasser und/oder im Wald – und dann natürlich mit den liebsten Menschen in meinem Leben; auch am liebsten genieße ich es im Rennrad-Sattel oder auf dem Mountainbike zu sitzen – auf dem Rad erlebe ich Freiheit und/oder meine eigenen Grenzen, Natur genießen oder fokussiert auf Schnelligkeit und Ausdauer, beides gehört untrennbar zu meinem Leben.
Musik hören, Bücher lesen, auf Konzerte gehen, Museen und Theater besuchen, Filme
anschauen – ohne das alles geht’s natürlich auch nicht, und dann ist auch schon wieder
Abend.“
Liebesgedicht
Für mich
Du bist nicht die Schönste hier, von allen,
auch nicht die Attraktivste.
Du bist nicht die Durchschaubarste, die ich je
kennengelernt habe, von allen, auch nicht die,
die selbst unter vier Augen viel Preis gibt.
Du bist nicht die am interessantesten
Gekleidete, von allen, auch nicht die,
die einen eigenen Stil pflegt.
Du bist nicht die, die in den klarsten Worten
spricht, von allen, auch nicht die,
die den heißen Brei versucht zu vermeiden.
Du bist die Wunderbarste hier, von allen,
der am hellsten strahlende Stern.
Du bist die Wahrhaftigste hier, von allen,
die, die mir alles sagen kann mit einem einzigen Blick.
Du bist die, an der alles irgendwie gut aussieht,
von allen, diejenige, die alles tragen kann.
Du bist die mit der schönsten Stimme,
von allen, die, die gar nicht viel zu reden braucht,
ich hab‘ ja noch diese Augen gegenüber.
Du bist mein großes Glück, für mich,
bist du der großartigste Mensch, für mich,
bist du alles und mehr, für mich,
bist du das Kostbarste, für mich,
und für dich: Ich liebe dich.
Aus: Immer wieder genauso – eine Hommage an die Liebe
NORBERT STANG
Gedichte
Die Zeichnung
Der Morgen war klar und kühl
eine Zeichnung lag auf dem Sperrmüll
ein Kind hat sie dort entdeckt
und sofort zu Hause versteckt
das Bild eines Mimen, der eine Blume schwenkt
seinen Blick auf den Betrachter lenkt
voller Freude hält er seine Rose
in übersteigerter Schauspielerpose
die Zeichnung hing jetzt gerahmt unter Glas
als die Familie am Tisch zusammensaß
während der Mime aus dem Bilde lacht
wurde bei den Eltern Streit entfacht
sie beschimpften sich in lauten Tönen
wollten sich nicht mehr versöhnen
Geschirr flog in einem hohen Bogen
klirrend fiel dabei das Bild zu Boden
die Eltern bekamen ein schlechtes Gewissen
zerbrochen lag ihnen das Glück zu Füßen
das Kind aber hatte die Rettung gefunden
denn die Rose heilte ihre Herzenswunden
die Zeichnung hängt im neuen Rahmen
neben dem Ofen, ganz im warmen
daneben erstrahlt im Kerzenlicht
ein Schild: ohne Rose geht es nicht
Bambusflöte – https://youtu.be/92d4TFNHbTo
ANDRE EIGEN
Textauszug aus einer seiner vielen Musikkritiken zum Thema: LIEBLINGSPLATTEN
GRACE JONES / NIGHTCLUBBING
„1981 fuhr ich zum ersten Mal nach Berlin. Ich trug Wuschellöckchen, Pluderhosen, Sandalen und eine kleine Fußkette mit Glöckchen. Alle fanden mich süß.
Ich betrat den Plattenladen in Neukölln. Da hing ein Riesenposter von GRACE JONES / NIGHTCLUBBING. Darf ich mal reinhören? Mit zitternden Händen schob ich den Kopfhörer über meine Ohren. Ich machte die Augen zu und war total geflasht. Ein Mix aus Dub Reggae Pop und New Wave traf auf die androgyne und warme Stimme von Grace Jones. Sly & Robbie spielten dazu den besten Groove aus Songs von Flash & the Pan, Roxy Music und Astor Piazzolla. „Feelin like a woman lookin like a man“. Mit diesen Worten, dieser Platte ging ich hinaus in mein neues Leben. Ich wollte nicht mehr süß sein. Sondern erwachsen. Ich kaufte mir eine Ray Ban Sonnenbrille, eine schwarze Levis 501 und ging zum türk. Friseur. Einmal alles ab bitte. Das Poster hing viele Jahre über meinem Bett. Als es meine Mutter sah sagte sie: „Warum hängt denn da ein Mann über deinem Bett?“
PETRA LÖTSCHERT
Tango-Gedicht aus „Die Weltumarmung„, tredition Hamburg, 2021
MI AMADO ASTOR
Argentinien hungert
Greenwich Village wartet
in der neuen Welt
Die Tastatur des Klavieres
wird von Knöpfen erweitert
in einem Friseursalon in New York
Der Jazz kam zur Tür herein
mit 19 spielt er bei Anibal
zurück in der Stadt der Winde
Mit 20 komponiert er für
Ballett- und Instrumente
Argentinien feiert neue Sichtweisen
die Rapsodía porteña
Doch die beste Musik
verbreitet sich im Dunkeln
in Puffs, Kabaretts
Tango – Töne der Leidenschaft
revolutioniert im Tango Nuevo
Die E-Gitarre schlägt den Vorhang auf
es wird gebuht
Octeto Buenos Aires
Flucht nach Italien, Paris und wieder zurück
Sein Tod ist für alle wie ein
Gertenhieb ins Gesicht
Ave Maria lebt
in Astors neuen Tönen weiter
Hörst du sie
dann tanze – für Santa Maria
und den Porteno Astor
Gewidmet Astor, Pantaleón Piazzolla (11.März 1921 – 4. Juli 1992 Buenos Aires).
Er war Bandoneonspieler – Komponist, Dirigent und Begründer des Tango Nuevo
Industriebauern – You Tube https://youtu.be/ZgelfPzH7Gc
Nadine Pitthan
GEDICHTE
Ich werde heut‘ nicht kommen
Ich werde heut nicht kommen.
Ein Sturm zieht auf;
Und nicht in Auen,
Dann in mir,
Und ich erwache,
Sein Aug‘ zu schauen,
Doch nicht hier,
Und ich laut lache,
Ist dort ein Grauen,
So habe ich ihn vernommen,
Und d’rum ich lauf‘.
Ein Sturm zieht auf.
Und wieder
Ich leg‘ das Buch nieder;
Das war’s mit dem Lesen.
Die Wolken ziehen weiter,
Als wär‘ nichts gewesen.
Nehm’s wieder in die Hand;
Seh‘ nur einzel’n‘ Worte,
Sie zieh’n in’s and’re Land,
Ich bleib‘ hier am Orte.
Schaue kurz an die Wand:
Was ist heute passiert?
Und ehe ich’s legiert,
Fällt’s wieder aus der Hand.
Ich leg’s Buch zur Seite.
Und trinke einen Schluck.
Meine Aug’n husch’n weiter,
Welch schöner Bücherdruck.
UDO EICKELMANN
Rhein-Autoren lesen Gedichte von Rhena Lea Mosel
Von der Schönheit der Hingabe https://youtu.be
Gemeinsames Bad https://youtu.be
RHENA LEA MOSEL
GEDICHTE
Rhein-Autoren lesen Rhena Lea Mosel
Orgiastische Momente – YouTube
AnjaChakra – YouTube
Die Libelle … – You Tube
ARMIN TOFAHRN
Telefonat mit dem Tod
Eine Kurzgeschichte
Niemand konnte meine Angst besiegen. Seit ich denken kann, habe ich Angst vor dem, was kommt. Vor Klassenarbeiten, vor Ämtern, vor der Zukunft. Unüberwindliche Hürden in meinem Leben, die mich Schachmatt setzten. Und hätte ich nicht am meisten Angst vor dem Tod, so wäre ich längst im Jenseits. Ich beschloss damals, dass der Tod mein Hauptfeind sei.
Ein Freund sagte mir, dass der Tod unvermeidlich kommt, also könne man bis dahin das Leben genießen. Der hat leicht reden. Keine Ahnung wie es kam, aber im Telefonbuch stieß ich dann zufällig auf diese Telefonnummer vom Tod.
Wochenlang quälte ich mich und dann hatte ich endlich zitternd den Hörer in der Hand. Es knackte in der Leitung. Möglicherweise war es aber meine Nervendecke, die am Zerreißen war. „Leg nicht auf!“, sprach eine angenehme warme Stimme. „Ich habe auf dich gewartet.“ Ich erstarrte. Das war unmöglich, oder? „Sprich mit mir. Ich bin nicht oft erreichbar.“ Ich zitterte, aber ich wusste, dass ich mich überwinden muss: „Ich, ich will nicht sterben“, kam es aus mir heraus. „Wer sagt, dass du sterben wirst?“
„Jeder weiß das. Es kommt doch niemand zurück.“ Das Lachen aus dem Hörer erschrak mich. Es war nicht hämisch, nein, es war, wie man über ein lustiges Missgeschick lachen musste. „Vielleicht hast du schlechte Ratgeber, Mensch?“ Ich fasste Mut: „Man sagt, du holst dir alle.“ …
ELKE SEIFERT
TAUSEND TAUBEN
eine Anleitung zum Friedenmachen von Elke Seifert – ein Auszug aus ElkeS-Art-Publikation:
Wir wollen Frieden! Wir machen es einfach!
„Unsere Friedenstaube möchte einmal um die Welt fliegen und dafür brauchen wir Ihre Hilfe. Bitte nehmen Sie sich eine oder mehrere Tauben und schicken Sie sie zu Ihren Freunden und Verwandten in alle Welt. Diese Tauben drüfen Sie bemalen, bekleben und beschriften (gerne in der jeweiligen Heimatsprache) und sie anschließend wieder an uns zurückschicken.
Unser Ziele ist es ein Friedensband einmal rund um die Welt zu ziehen. Haben Sie gerade einen Menschen in Ihrer direkten Nähe, den sie am liebsten … (na Sie wissen schon)? Dann schreiben Sie jetzt auf eine Taube „Ich wünsche Dir Frieden mit …! Danke!“ und schicken Sie sie in den Wind, sprich Sie hängen sie hier an unsere Friedenspyramide. Und dann freuen Sie sich auf das Wunder.
Das war der Aufruf, womit alles begann. …“
WOHIN GEHST DU, KLEINE ELSA
Ein Märchen – Textauszug
„… Dann ging sie entschlossen zum Gartentörchen hinaus und schaute sich neugierig um. Wo würde sich `Das Leben´ wohl finden lassen? Im großen Park vielleicht? Dort wurde sie gleich freudig von den Blumen begrüßt: „Wohin gehst du, kleine Elsa?“ „Ich möchte herausfinden was `Das Leben´ ist“ „Oh, kleine Elsa“, schwärmten die Blumen: „Das Leben ist bunt und schön und duftet herrlich!“ „Aha“, sagte Elsa und ging weiter, denn diese Antwort erfüllte sie noch nicht mit Zufriedenheit. Zwei turtelnde Täubchen auf dem Rasen erblickten Elsa und gurrten: „Wohin gehst du, kleine Elsa?“ „Ach, ich bin auf der Suche was `Das Leben´ ist“. „Das Leben ist Freiheit!“ gurrte die eine und die andere Taube schob hinterher: …“
WALTRAUT BÄUERLE-RATH
LYRIK
Damals in diesem billigen Hotel in Lissabon
der Lärm der Straße
der Blick auf die Huren und
die Nachtgeschäfte der Stadt
im Restaurant um die Ecke
offene Türen, im Fernseher läuft ein Länderspiel
Bacalhau und Oliven
ich denke an Pessoas Einsamkeit
und suche die Erinnerung an dich
damals in dieser Stadt
ein Schlenderer in den Straßen
warst du, du warst –
das Cafe´ Brasileira und
unsere Nachtgänge im Sommer
das seidige Pflaster –
mit den Händen schöpfst du Wasser für den Hund
er trinkt, ich schaue
und weiß
dieses Bild behalt’ ich für immer –